Chance vertan

„Wir hätten Suchtkranken helfen können, wir hätten die öffentliche Sicherheit stärken können. Dass Bürgerinnen und Bürger, Kinder liegengelassenes Drogenbesteck im öffentlichen Raum finden oder sogar sehen müssen, wie sich ein Suchterkrankter in der offenen Drogenszene am Recklinghäuser Bahnhof eine Spritze setzt, hätte bald vorbei sein können. Ja, wir sind enttäuscht“, findet Regina Weyer von GRÜNEN Kreistagsfraktion deutliche Worte nach dem Aus für den Drogenkonsumraum im Sozialausschuss.

Das von der CDU Fraktion dagegen vorgebrachte Kostenargument ist nicht stichhaltig. Die erforderlichen Mittel sind im Haushalt eingeplant. Der gesellschaftliche Schaden ohne Drogenkonsumraum ist weitaus größer. Erhebliche Kosten für ordnungsrechtliche Mehrausgaben, sozialrechtliche Unterhaltsleistungen, Leistungen der Krankenkassen sind zu erwarten.

Nicht zu beziffern ist das Leid der Betroffenen, welches nicht gelindert wird.

Fachleute aus der Drogenberatung hatten ein überzeugendes Konzept für einen Drogenkonsumraum am Standort Recklinghausen entwickelt, die Kreisverwaltung Recklinghausen empfahl dessen Umsetzung. Die Drogenszene hat sich aus den Kreisstädten deutlich nach Recklinghausen verlagert.

Bei Drogenkonsumräumen handelt es sich um einen Rückzugsort für Drogenabhängige, die meist erheblich unter den Folgen des Konsums leiden. Den Suchterkrankten wird die Möglichkeit des zwanglosen Aufenthaltes in einem Café sowie die medizinische Versorgung in einer Drogentherapeutischen Ambulanz geboten. So werden viele Konsument*innen erreicht und erhalten Zugang zu weiterführenden Hilfen wie Entgiftungsbehandlungen, Substitution, Therapie und gesundheitlicher Aufklärung.

Noch können die Fraktionen in der Kreistagssitzung am 30.09.2024 eine andere Entscheidung treffen. Mit der heute getroffenen Entscheidung nehmen CDU und SPD den suchterkrankten Menschen die Chance auf einen risikominimierten Konsum und Überlebenshilfe.

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