Aus der Fraktion: Tragfähige Entscheidung versäumt

Dr. Marco Zerwas zur Förderung der Johannes-Kessels-Akademie

Im Kreistag hat die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN als einzige Partei geschlossen gegen eine weitere Finanzierung der Johannes-Kessels-Akademie (JKA) für die Jahre 2027 bis 2028 gestimmt. Der stellvertretende Landrat, Dr. Marco Zerwas, erklärt jetzt warum.

Grüne für Berufskollegs im Kreis

Zunächst mal wollen wir die bestehende dezentrale Aufstellung der Berufskollegs erhalten und auch künftig in der Bildungslandschaft des Kreises fest verankern. Darum haben wir uns beispielsweise immer für Sanierungen und Modernisierungen an den Gebäuden unserer Berufskollegs eingesetzt.

Kirche streicht Finanzierung der JKA

Nachdem die Katholische Kirche (Bistum Essen) als Träger der Akademie ihre finanzielle Unterstützung deutlich verringern wollte, wandte sich der Caritasverband für das Bistum Essen e.V. als Vertreter der Akademie mit der Bitte um Hilfe an den Kreis Recklinghausen.

Sicherung der Schulplätze

Schnell war sich der Kreistag einig darin, den Abschluss der zu diesem Zeitpunkt auf der Akademie eingeschriebenen Schülerinnen und Schüler sichern zu wollen. Für die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN war es selbstverständlich, den Beschluss im Kreistag mit herbeizuführen und so mit einer Summe von insgesamt 812.000 EUR bis zum Jahr 2026 den Schulabschluss der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.

Fehlende wirtschaftliche Perspektive

Wir haben die Wirtschaftsplan-Prognose vor dem Hintergrund der langfristigen Perspektive der JKA und seiner Schüler- und Lehrerschaft geprüft und unsere Entscheidung sorgfältig abgewogen. Für den langfristigen Fortbestand der JKA dagegen liegt bis heute keine nachhaltige Strategie zur Entscheidung vor. Es ist nicht erkennbar, dass sich die Akademie in Gladbeck mittelfristig oder auch jemals selbst wird finanzieren können.

Bessere Alternativen

Dagegen liegen tragfähige und praktisch wie wirtschaftlich sinnvolle Lösungsmöglichkeiten für die Lehrkräfte und Studierende der JKA auf dem Tisch. So wurden von Fachleuten im Arbeitskreis Schulentwicklung fünf verschiedene Szenarien entwickelt, mit denen die Ausbildungen im Sinne der Studierenden, der Lehrerschaft, Stadt Gladbeck und gesamtgesellschaftlich bestmöglich erhalten werden können. 

Der interfraktionelle Arbeitskreis Schulentwicklungsplanung, in dem der Fachbereich Gesundheit, Bildung und Erziehung aus der Kreisverwaltung, Mitglieder des Kreistags- Ausschusses Bildung, wie auch Vertreter von Bezirksregierung und Kirche (Bistum Essen) mitgearbeitet haben, hat den Sachverhalt geprüft und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Ein Lösungsszenario sieht beispielsweise vor, die JKA an das Berufskolleg an Dorsten anzugliedern und den Standort Gladbeck als Zweigstelle mit dem Schwerpunkten Kinderpflege und Sozialassistenz zu erhalten. Die Lehrer würden in Dorsten angestellt und für nach Gladbeck abgeordnet. Bei den Lösungsmöglichkeiten wurde berücksichtigt, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildungsgänge am Berufskolleg Dorsten, ggf. auch Oberhausen und Gelsenkirchen oder eben in der Zweigstelle in Gladbeck hätten fortführen können.

Geschaffene Tatsachen

Schon bevor allerdings die Fachleute im Arbeitskreis JKA eine abschließende Entscheidung über die erarbeiteten Lösungsszenarien herbeiführen konnte, schaffte die Leitung der JKA weitere Tatsachen. So vergab die JKA in diesem Zeitraum bereits neue Schulplätze vergeben, stellte Lehrerinnen und Lehrer und selbst eine neue Schulleitung ein.

Schließlich konnte das Bistum Essen einen korrigierten Wirtschaftsplan vorlegen, in dem mit geringeren Ausgaben kalkuliert wurde. In dieser Gemengelage hat die Mehrheit des Kreistages die verlängerte Finanzierung der JKA bis 2028 beschlossen.

Entscheidung bedeutet unnötige Verlängerung der Situation

Durch den aktuellen Kreistagsbeschluss, die Zahlungen des Kreises Recklinghausen bis zum Jahr 2028 zu verlängern, wird eine nun entscheidungsreife Angelegenheit lediglich vertagt.

Hierdurch entstehen zusätzlich Kosten für Kommune – auch die Stadt Gladbeck wird in die Finanzierung einsteigen – und Kreis. Hierdurch entsteht aus unserer Sicht das Risiko, dass die Berufskollegs im Kreis sich nicht auf die potentielle Übernahme der in der JKA angebotenen Studiengänge vorbereiten.

Im Ergebnis sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass sich aus der weiteren Bezuschussung der Akademie lediglich eine Hängepartie für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer ergibt. Angesichts der hohen Fluktuation der Lehrkräfte kommen diese offenbar zu den gleichen Ergebnissen.

Bedauerlicherweise wurde versäumt, die richtige Entscheidung im Sinne der Schüler- und Lehrerschaft jetzt zu treffen.